Was macht eine Bäuerin aus? 5 Fragen an.....

Bundesbäuerin Irene Neumann-Hartberger und OÖ Landesbäuerin Johanna Haider - knapp, prägnant und sehr persönlich.
Irene Neumann-Hartberger, Bundesbäuerin und Landesbäuerin NÖ
Irene Neumann-Hartberger, Bundesbäuerin und Landesbäuerin NÖ © Annecilla Sampt/LKÖ

Wie würdest du Bäuerin definieren?

NEUMANN-HARTBERGER: Die eine Definition Bäuerin gibt es nicht. Es stellt sich eher die Frage, wer sieht sich als Bäuerin? ? Ist es die Frau am Hof mit eigenem Arbeitsbereich z.B. in der Diversifizierung? Ist es auch die Frau des Bauern, die einer außerlandwirtschaftlichen Tätigkeit nachgeht und ihr Herzblut in ihrer Freizeit in die Land- und Forstwirtschaft steckt. Die Vielfalt an Möglichkeiten gibt nicht die EINE Definition her. Für mich sind es Frauen mit vielen Zuständigkeitsbereichen am Hof - Familie, Haus, Garten, Betrieb - bis hin zur Pflege der Übergeber. Es sind auf jeden Fall Frauen zwischen Tradition und Innovation und man muss nicht als Bäuerin geboren werden, um eine Bäuerin zu sein.

HAIDER: Bäuerin sein bedeutet, in verschiedene Rollen zu schlüpfen, mit Tier und Natur zu arbeiten, ich bin aber auch meine eigene Chefin. Ganz besonders gefällt mir, dass ich mir meinen Tag selbst einteilen kann und ich selbst bestimme, wie und wann ich meine Ideen umsetzen kann. Bäuerin sein ist ein herausfordernder sowie erfüllender Beruf, die Vielseitigkeit ist das Schöne. Wir Frauen haben Verantwortung für die Bewirtschaftung unserer Höfe.
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Landesbäuerin Johanna Haider Landesbäuerin Johanna Haider © Archiv

Welche Deiner Rollen / Funktionen hast du am liebsten?

NEUMANN-HARTBERGER: Ich betrachte es als großes Glück, all meine Funktionen oder Rollen gleich gern auszuüben. Ob es politische Funktionen sind, die im Ehrenamt oder bei den Bäuerinnen auf Bezirks-, Landes- und Bundesebene. Es gibt nur welche, die haben ein bisschen mehr Wohlfühlfaktor. Und ohne Engagement und Herzblut funktioniert es nicht.

HAIDER: Selbstbestimmtheit und die vielen Entfaltungsmöglichkeiten. Als Bäuerin kann ich meine eigenen Ideen entwickeln und dann umsetzen. In meiner Funktion als Vorsitzende des Bäuerinnenausschusses bringe ich vollen Einsatz (mit Herz und Leidenschaft) für die Anliegen meiner Bäuerinnen. Es bereitet mir vor allem auch Freude, andere zu motivieren, eine Funktion zu übernehmen.

Weil es miteinander leichter geht - Was sind Deine Tipps fürs Zusammenleben am Hof?

NEUMANN-HARTBERGER: Zusammenleben am Hof könnte die Idealform sein und nichts Nützlicheres könnte es geben. Leider sieht die Realität oft anders aus. Tipps für ein gelingendes Zusammenleben wären aus meiner Sicht getrennte Wohnbereiche und viel Toleranz und Verständnis für die unterschiedlichen Einstellungen der jeweils anderen Generation.

HAIDER: MIteinander reden, auchne´wenn es manchmal schwerfällt. Gerade nach einer schwierigen Zeit des Miteinanders ist es wichtig, in Kontakt. bzw. im Gespräch zu bleiben, damit auch wieder eine gemeinsame Basis gefunden wird. Ein wertschätzender Umgang miteinander und Freundlichkeit gehören dazu: Der Ton macht die Musik!

Was ist für Dich Lebensqualität?

NEUMANN-HARTBERGER: Lebensqualität ist für mich glücklich und zufrieden mit dem eigenen Tun zu sein. Seinen eigenen Weg, abgestimmt mit der kleinsten Familieneinheit zu finden. Sich auch über Konventionen hinwegzusetzen, halte ich für Qualitätsfördernd. Sich kleine Auszeiten oder "Me Time" zu schaffen - und wenn es eine Stunde in der Natur ohne Arbeit ist. Aber auch da hat jeder seine persönlichen Ansprüche und Empfindungen.

HAIDER: Da gibt es so vieles. Ein gutes Buch lesen. Ein paar Tage vom Alltag ausspannen. Sich den eigenen persönlichen Interessen widmen - das geht im Alltag oft nicht. Was für mich auch wirklich zählt ist, wenn sich die Familie gut miteinander versteht und wirklich aufeinander verlassen kann. Wichtig ist aber auch, dass der Hof sowie der Betrieb "läuft" und man somit Freude am Tun haben kann.

Welche Deiner Ausbildungen / Weiterbildungen ist für Dich am wichtigsten?

NEUMANN-HARTBERGER. Bildung und stetige Weiterbildung halte ich für absolut wichtig. Ich verdanke sehr viel Grundbildung meiner Zeit in der HBLA Sitzenberg. Danach habe ich immer wieder Angebote des LFI genutzt und natürlich hat auch mich der ZAMm-Lehrgang besonders gestärkt.

HAIDER: Der Facharbeiter bzw. der Meister. Für meine Direktvermarktung auch mein erlernter Beruf: Einzelhandelskauffrau - da ich viel mit Konsumenten zu tun habe. Der Zertifikatslehrgang Brotsommeliere für meine Backkurse und in meiner Funktion der ZAMm-Lehrgang.