Was unser Nachwuchs über Landwirtschaft & Lebensmittel weiß: Schulbuch-Check zeigt Lücken auf
Zu wenige bzw. falsche Informationen über die heimische Landwirtschaft in Schulen lassen Wissen über Lebensmittelproduktion bei Kindern und Jugendlichen weiter sinken.
Pünktlich zum Schulbeginn in Ostösterreich hat der Verein “Wirtschaften am Land“ mit Hilfe der “Jungen Landwirtschaft Österreich“ 97 Schulbücher der ersten acht Schulstufen (59 Sachkunde - VS; 38 Geographie, Biologie und Umweltbildung - AHS) auf Inhalte zu Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion untersucht. Das Ergebnis ist erschreckend und zeigt den dringenden Handlungsbedarf auf.
“In diesem Alter wird der Grundstein für das Wissen unserer Kinder gelegt. Da wir täglich Lebensmittel konsumieren, ist es umso wichtiger zu verstehen, was dahintersteckt, zumal auch das Wissen über die heimische Landwirtschaft und die Erzeugung von Lebensmitteln immer mehr abnimmt“, betont Robert Pichler, Obmann des Vereins “Wirtschaften am Land“ und Initiator des Schulbuch-Checks.
In vier von zehn Schulbüchern findet sich überhaupt kein landwirtschaftlicher Inhalt - das sind 41% der untersuchten Volksschulmaterialien sowie 57% der Biologieunterlagen und 23% der Materialien für den Geographie- und den Unterricht für Umweltbildung an den AHS. In den restlichen Lehrbüchern sind oft kurz gehaltene, lückenhafte Informationen zu finden. “Inhalte sind faktisch und inhaltlich falsch dargestellt, enthalten pauschale Aussagen anstelle korrekter. Besonders oft wird die globale Landwirtschaft mit der heimischen in einen Topf geworfen und es werden unreflektierte Aussagen getroffen“, zeigt Pichler auf. Volksschulbücher weisen teils idyllische Zeichnungen statt realistischer Bilder von landwirtschaftlichen Betrieben auf und die gefundenen Rezepte sind einseitig pflanzenbasiert bzw. auf Fleischalternativen ausgerichtet.
“In diesem Alter wird der Grundstein für das Wissen unserer Kinder gelegt. Da wir täglich Lebensmittel konsumieren, ist es umso wichtiger zu verstehen, was dahintersteckt, zumal auch das Wissen über die heimische Landwirtschaft und die Erzeugung von Lebensmitteln immer mehr abnimmt“, betont Robert Pichler, Obmann des Vereins “Wirtschaften am Land“ und Initiator des Schulbuch-Checks.
In vier von zehn Schulbüchern findet sich überhaupt kein landwirtschaftlicher Inhalt - das sind 41% der untersuchten Volksschulmaterialien sowie 57% der Biologieunterlagen und 23% der Materialien für den Geographie- und den Unterricht für Umweltbildung an den AHS. In den restlichen Lehrbüchern sind oft kurz gehaltene, lückenhafte Informationen zu finden. “Inhalte sind faktisch und inhaltlich falsch dargestellt, enthalten pauschale Aussagen anstelle korrekter. Besonders oft wird die globale Landwirtschaft mit der heimischen in einen Topf geworfen und es werden unreflektierte Aussagen getroffen“, zeigt Pichler auf. Volksschulbücher weisen teils idyllische Zeichnungen statt realistischer Bilder von landwirtschaftlichen Betrieben auf und die gefundenen Rezepte sind einseitig pflanzenbasiert bzw. auf Fleischalternativen ausgerichtet.
Strasser fordert Nachbesserungen
Das ruft auch den Obmann des Ausschusses für Land- und Forstwirtschaft im Österreichischen Parlament Georg Strasser auf den Plan: “Woher sollen denn unsere Kinder wissen, dass der Kakao nicht von braunen Kühen kommt und Heumilch nicht aus Heu gepresst wird, wenn sie es nicht in der Schule lernen? Stattdessen werden in manchen Büchern Tierwohlställe als Massentierhaltung dargestellt, die Nutzung unserer Wälder soll den Klimawandel anheizen. So ist es nicht verwunderlich,
dass unsere Kinder und Jugendlichen zunehmend ein falsches Bild von der Landwirtschaft bekommen.“
Strasser kritisiert abwertende, negativ konnotierte Begriffe wie “Industriebetriebe“, während die Kleinstrukturiertheit, die Besonderheiten der heimischen Landwirtschaft und die vielfältigen Leistungen der Bäuerinnen und Bauern unerwähnt bleiben. “Das entspricht nicht der Arbeit der österreichischen Bäuerinnen und Bauern, die uns alle mit frischen, regionalen Lebensmitteln versorgen“, kritisiert Strasser und fordert eine ausgewogene und faire Darstellung der vielfältigen Leistungen der heimischen Bauernfamilien. “Wir wehren uns dagegen, dass Kindern und Jugendlichen ein verzerrtes Bild unserer Landwirtschaft hinterlassen wird. Vor allem aber muss in den Büchern klar zwischen österreichischer und globaler Landwirtschaft unterschieden werden“, fordert Strasser.
dass unsere Kinder und Jugendlichen zunehmend ein falsches Bild von der Landwirtschaft bekommen.“
Strasser kritisiert abwertende, negativ konnotierte Begriffe wie “Industriebetriebe“, während die Kleinstrukturiertheit, die Besonderheiten der heimischen Landwirtschaft und die vielfältigen Leistungen der Bäuerinnen und Bauern unerwähnt bleiben. “Das entspricht nicht der Arbeit der österreichischen Bäuerinnen und Bauern, die uns alle mit frischen, regionalen Lebensmitteln versorgen“, kritisiert Strasser und fordert eine ausgewogene und faire Darstellung der vielfältigen Leistungen der heimischen Bauernfamilien. “Wir wehren uns dagegen, dass Kindern und Jugendlichen ein verzerrtes Bild unserer Landwirtschaft hinterlassen wird. Vor allem aber muss in den Büchern klar zwischen österreichischer und globaler Landwirtschaft unterschieden werden“, fordert Strasser.
Werden Lehrbücher zu “Leer-Büchern“?
Pichler gibt zu bedenken, dass in den Lehrplänen der Pflichtschulen kaum Platz für Ernährungsbildung und landwirtschaftliche Inhalte sei. Diese Themen nehmen nur eine Nebenrolle in den drei Sachunterrichtsstunden in der Volksschule und in den einschlägigen Fächern ab der fünften Schulstufe ein. Hinzu komme, dass Themen wie nachhaltige Waldbewirtschaftung oder Jagd in den untersuchten Schulbüchern beinahe gar nicht vorkommen: “Lehrbücher werden zu ‘Leer-Büchern‘, anstatt zu
informieren“, bemängelt Pichler.
Bäuerinnen und Seminarbäuerinnen vermitteln authentische Landwirtschaft in Schulen
Irene Neumann-Hartberger, Österreichs Bundesbäuerin und selbst leidenschaftliche Landwirtin, schlägt in dieselbe Kerbe: “Kinder und Jugendliche kennen die Landwirtschaft häufig nur noch aus Bilder- und Schulbüchern. Viele romantisierte Schilderungen haben allerdings nichts mehr mit der Realität zu tun. Heutzutage haben Menschen immer seltener die Möglichkeit, Landwirtschaft direkt zu erleben und dadurch im wahrsten Sinne des Wortes zu begreifen. Daher brauchen besonders die Kinder Unterrichtsmaterialien, die inhaltlich richtig und auf dem letzten Stand sind.“
Die Bundesbäuerin verweist auf alternative Wege für Lehrerinnen und Lehrer, die
Lebensmittelproduktion hautnah vermitteln zu können: “Bei den alljährlichen Aktionstagen stellen die Ortbäuerinnen den Erstkontakt zu den Schulanfänger:innen her und erzählen authentisch über ihre Arbeit und den spezifischen Betriebszweig. Sie lassen Anschauungsmaterialien für die weitere Verwendung in den Klassen und informieren die Lehrenden über die Möglichkeiten vertiefender Lehrinhalte durch die Seminarbäuerinnen“, erläutert Neumann-Hartberger.
Seminarbäuerinnen sind Botschafterinnen der heimischen Landwirtschaft und kommen gerne in Schulen sowie Kindergärten und zeigen in Workshops für alle Altersgruppen den Weg der Lebensmittel vom Feld und Stall auf den Teller. Sie bringen Anschauungsmaterial und Kostproben mit und ermöglichen den Kindern damit ein Erleben mit allen Sinnen. “ Mit der Seite www.landwissen.at sei zudem vor kurzen ein Leuchtturmprojekt des Landwirtschaftsministeriums entstanden. Rund 800 Informations- und Unterrichtsmaterialien werden dort objektiv, fachlich, detailliert und kostenlos zur Verfügung gestellt.
Die Bundesbäuerin verweist auf alternative Wege für Lehrerinnen und Lehrer, die
Lebensmittelproduktion hautnah vermitteln zu können: “Bei den alljährlichen Aktionstagen stellen die Ortbäuerinnen den Erstkontakt zu den Schulanfänger:innen her und erzählen authentisch über ihre Arbeit und den spezifischen Betriebszweig. Sie lassen Anschauungsmaterialien für die weitere Verwendung in den Klassen und informieren die Lehrenden über die Möglichkeiten vertiefender Lehrinhalte durch die Seminarbäuerinnen“, erläutert Neumann-Hartberger.
Seminarbäuerinnen sind Botschafterinnen der heimischen Landwirtschaft und kommen gerne in Schulen sowie Kindergärten und zeigen in Workshops für alle Altersgruppen den Weg der Lebensmittel vom Feld und Stall auf den Teller. Sie bringen Anschauungsmaterial und Kostproben mit und ermöglichen den Kindern damit ein Erleben mit allen Sinnen. “ Mit der Seite www.landwissen.at sei zudem vor kurzen ein Leuchtturmprojekt des Landwirtschaftsministeriums entstanden. Rund 800 Informations- und Unterrichtsmaterialien werden dort objektiv, fachlich, detailliert und kostenlos zur Verfügung gestellt.
Mehr Landwirtschaft und genauere Prüfung notwendig
Gemeinsam fordern Strasser, Neumann-Hartberger und Pichler mehr Aufklärungsarbeit rund um die heimische Landwirtschaft in Österreichs Schulen: “Unsere Kinder und Jugendlichen dürfen nicht verlernen, wie Kartoffeln wachsen oder eine Milchkuh gehalten wird. Sie sind es, die in den nächsten Jahren mit ihrer Kaufentscheidung im Lebensmittelgeschäft bestimmen, ob wir weiterhin heimisch kaufen können - oder Lebensmittel nur mehr aus dem Ausland importiert werden, ohne dass genauer hingeschaut wird.“
Die zuständigen Bildungsbehörden und Schulbuchverlage müssen jetzt handeln: “Um die Wissenslücke wieder zu schließen, braucht es eine verpflichtende Integration der Themen Lebensmittelproduktion und Ernährung mit mindestens je einer Wochenstunde für die ersten sechs Schulstufen. Jedes Volksschulkind in Österreich soll die Möglichkeit bekommen, die heimische Lebensmittelproduktion bei einem Besuch am Bauernhof als Teil des Unterrichts hautnah zu erleben“, so Strasser, Neumann-Hartberger und Pichler.
Zudem brauche es genauere Überprüfungen der Inhalte in den Schulbüchern, um Land- und Forstwirtschaft altersgerecht und realistisch darzustellen. Das soll mittels zwei zusätzlicher, gemeinsam von den Landwirtschaftskammern und dem Landwirtschaftsministerium nominierter Agrarexpertinnen und -experten in der zuständigen Schulbuch-Kommission geschehen. “Lebensmittel sind gleichzusetzen mit unserer Bildung, denn sie sind Grundlage unseres Lebens. Lassen wir sie deshalb nicht aus den Augen, das schulden wir den nächsten Generationen“, so Strasser abschließend.
Die zuständigen Bildungsbehörden und Schulbuchverlage müssen jetzt handeln: “Um die Wissenslücke wieder zu schließen, braucht es eine verpflichtende Integration der Themen Lebensmittelproduktion und Ernährung mit mindestens je einer Wochenstunde für die ersten sechs Schulstufen. Jedes Volksschulkind in Österreich soll die Möglichkeit bekommen, die heimische Lebensmittelproduktion bei einem Besuch am Bauernhof als Teil des Unterrichts hautnah zu erleben“, so Strasser, Neumann-Hartberger und Pichler.
Zudem brauche es genauere Überprüfungen der Inhalte in den Schulbüchern, um Land- und Forstwirtschaft altersgerecht und realistisch darzustellen. Das soll mittels zwei zusätzlicher, gemeinsam von den Landwirtschaftskammern und dem Landwirtschaftsministerium nominierter Agrarexpertinnen und -experten in der zuständigen Schulbuch-Kommission geschehen. “Lebensmittel sind gleichzusetzen mit unserer Bildung, denn sie sind Grundlage unseres Lebens. Lassen wir sie deshalb nicht aus den Augen, das schulden wir den nächsten Generationen“, so Strasser abschließend.