Gründungsgeschichte – 50 Jahre Arbeit für die Bäuerinnen
Am 26. April 1972 wurde die Arbeitsgemeinschaft Österreichischer Bäuerinnen gegründet. Das Selbstverständnis lautete stets: Konkretes Handeln statt lauter Töne. Und geschehen ist seither sehr viel.
Die ARGE Österreichische Bäuerinnen hat in den vergangenen 50 Jahren die Welt der Frauen in der Land- und Forstwirtschaft nachhaltig verändert: Sie hat sozialpolitische Meilensteine gesetzt und ein neues Bewusstsein für die Arbeit und die Rolle der Frau im bäuerlichen Betrieb geschaffen. Unsere Bäuerinnen decken den Tisch der Österreicher, wissen Bescheid über die Erzeugung hochwertiger Lebensmittel und haben damit die größte Kompetenz, die Konsument*innen von heute und jene von morgen zu informieren.
Gründung im Jahr 1972
Aus vielen Erzählungen, Texten und auch aus den Interviews mit den ehemaligen Bundesbäuerinnen, die anlässlich des Bundesbäuerinnentages 2022 veröffentlicht werden, wissen wir, dass die Zeit, in der die Bäuerinnen aktiv wurden, noch eine andere war. Es war für viele Frauen nicht selbstverständlich, sich in einer Frauenorganisation zu vernetzen. Mit großem Engagement investierten sie Zeit, die sie sich oft von ihrem Alltag erkämpfen mussten.
Dieses vehemente Auftreten für ihre Interessen zeigten die Bäuerinnen erstmals 1971 bei einem Sitzstreik auf den Stufen des Landwirtschaftsministeriums. Dies war laut Bundesbäuerin und Abg. z. NR a. D. Helga Wieser der erste Schritt der Bäuerinnenorganisation in die Öffentlichkeit. Nach Ortsbäuerin, der ersten weibliche Kammerrätin österreichweit, kam Helga Wieser in den Nationalrat. Da lernte sie die Präsidentenkonferenz (jetzige LK Österreich) kennen, im der es viele Abteilungen gab: für Bergbauern, für Nebenerwerbsbauern, für die Marktwirtschaft – aber nichts für die Bäuerinnen. Und das, obwohl die Frauen damals ja zum Teil schon die Betriebe in der Hand hatten und neue Betriebszweige entwickelten – Anfang der 1970er-Jahre war der Fremdenverkehr im Anlaufen.
Die damaligen Funktionäre und Parlamentarier erklärten ihr: “Wenn es dich so interessiert, dann tu halt einmal etwas“, erinnert sich Wieser. “Und dann haben wir etwas getan und dann bin ich Bundesbäuerin geworden.“ Am 26. April 1972 fand die konstituierende Sitzung der “Arbeitsgemeinschaft für Landfrauen“ statt. “Von Anfang an waren die Landesbäuerinnen und die Referentinnen der Landwirtschaftskammern vertreten. Wir haben gesehen, es geht was weiter. Für uns standen zwei wichtige Themen auf der Agenda: Die soziale und rechtliche Absicherung und das Image der Frauen auf den Höfen.“
Dieses vehemente Auftreten für ihre Interessen zeigten die Bäuerinnen erstmals 1971 bei einem Sitzstreik auf den Stufen des Landwirtschaftsministeriums. Dies war laut Bundesbäuerin und Abg. z. NR a. D. Helga Wieser der erste Schritt der Bäuerinnenorganisation in die Öffentlichkeit. Nach Ortsbäuerin, der ersten weibliche Kammerrätin österreichweit, kam Helga Wieser in den Nationalrat. Da lernte sie die Präsidentenkonferenz (jetzige LK Österreich) kennen, im der es viele Abteilungen gab: für Bergbauern, für Nebenerwerbsbauern, für die Marktwirtschaft – aber nichts für die Bäuerinnen. Und das, obwohl die Frauen damals ja zum Teil schon die Betriebe in der Hand hatten und neue Betriebszweige entwickelten – Anfang der 1970er-Jahre war der Fremdenverkehr im Anlaufen.
Die damaligen Funktionäre und Parlamentarier erklärten ihr: “Wenn es dich so interessiert, dann tu halt einmal etwas“, erinnert sich Wieser. “Und dann haben wir etwas getan und dann bin ich Bundesbäuerin geworden.“ Am 26. April 1972 fand die konstituierende Sitzung der “Arbeitsgemeinschaft für Landfrauen“ statt. “Von Anfang an waren die Landesbäuerinnen und die Referentinnen der Landwirtschaftskammern vertreten. Wir haben gesehen, es geht was weiter. Für uns standen zwei wichtige Themen auf der Agenda: Die soziale und rechtliche Absicherung und das Image der Frauen auf den Höfen.“
So mancher Meilenstein wurde erreicht
Die Bäuerinnen standen Anfang der 70er Jahre vor der großen Herausforderung, dass zwar kein Gesinde mehr auf den Höfen war, also weder Knecht noch Dirn - diese waren seit dem Krieg immer mehr in die Industrie, Wirtschaft und Handel abgewandert. Und so blieb die ganze Arbeit an der Bäuerin und dem Bauern hängen. Die Bäuerin musste gleich nach dem Wochenbett wieder in den Stall und auf das Feld. Grete Rehor, die erste weibliche und christlichsoziale Sozialministerin, hatte schon Ende der 1960er-Jahre ein sechsmonatiges Karenzgeld für all jene Mütter eingeführt, die nach der Geburt für die Betreuung des Kindes zu Hause blieben und nicht direkt wieder in ihren Job zurückkehrten. Allerdings setzte der Anspruch auf Karenzgeld voraus, dass sich die Frau vor der Geburt in einem Beschäftigungsverhältnis befunden und damit Beiträge geleistet hatte. Denn das Karenzgeld war eine Versicherungsleistung. Bäuerinnen, Studentinnen, Hausfrauen und selbstständige Unternehmerinnen, die ihr Kind zuhause betreuten, hatten keinen Anspruch auf das Karenzgeld. So war eines der wichtigsten Themen die soziale Absicherung, z. B. das Karenzgeld für die Bäuerin, das erst 1991 eingeführt wurde. Ein weiterer wichtiger Meilenstein in den 1990er-Jahren war unter Bundesbäuerin Aloisia Fischer (Salzburg) eingeführt die Bäuerinnenpension.
Die Bäuerinnengründerinnen erkannten schon früh, dass auch die internationale Vernetzung wichtig ist, und so war die erste Bundesbäuerin auch Präsidentin des Copa-Landfrauenausschusses. Seit den 1990er-Jahren wurden und werden Kontakte zu den deutschsprachigen Landfrauenverbänden in Deutschland, Schweiz, Liechtenstein, Niederlande und Südtirol gepflegt.
Die Bäuerinnengründerinnen erkannten schon früh, dass auch die internationale Vernetzung wichtig ist, und so war die erste Bundesbäuerin auch Präsidentin des Copa-Landfrauenausschusses. Seit den 1990er-Jahren wurden und werden Kontakte zu den deutschsprachigen Landfrauenverbänden in Deutschland, Schweiz, Liechtenstein, Niederlande und Südtirol gepflegt.
Wechselnde Schwerpunkte
Mit der Gründung der Österreichischen Bäuerinnen entstand eine bundesweite Gemeinschaft, die Mitsprache in der Politik einforderte, weiterhin einfordert und den Anliegen ihrer Frauen Gehör verschafft.
In den 1970er-Jahren stand die betriebliche und persönliche Bildung der Frauen im Mittelpunkt. Schnell war klar, dass man eine Studie durchführen muss, um zielgruppenorientierte Bildungs- und Beratungsangebote zu entwickeln, und so wurde 1976 die erste Bäuerinnenstudie durchgeführt. Seit damals wird immer in 10-Jahresschritten evaluiert, wie es den Frauen auf den Höfen geht.
In den 1980er-Jahren wurden die Forderung nach einem Karenzgeld für Bäuerinnen, einer Pensionsabsicherung und weitere sozialrechtlichen Absicherungen immer lauter und vehementer.
Die 1990er-Jahre mit dem Beitritt zur EU standen unter dem Thema der Professionalisierung der betrieblichen Dienstleistungen. Diversifizierungen wie Direktvermarktung, Urlaub am Bauernhof, Buschenschank, Seminarbäuerinnen, Schule am Bauernhof, Green Care oder auch Kompostbereitung wurden durch Bäuerinnen auf die Höfe gebracht und durch Aus- und Weiterbildungen professionell vorangetrieben.
Die 2000er-Jahre sind gezeichnet durch Entkoppelung der Prämien, Investitionsschüben auf den Höfen und damit einhergehend auch die Abhängigkeiten von Kreditinstituten. In keinem anderen Wirtschaftszweig ist Betrieb und Leben der Unternehmerfamilie so eng verquickt wie in der Land- und Forstwirtschaft. Generationenkonflikte, Hofübergabe und partnerschaftliche Probleme wurden deutlich, und auf Initiative der Bäuerinnen wurde das Projekt “Lebensqualität Bauernhof“ bundesweit ausgerollt.
Ein wichtiges Thema war auch die Forderung nach mehr Mitsprache. 2007 war die Geburtsstunde des ZAMm Lehrgangs mit nunmehr fast 400 Absolventinnen. In den 2010er-Jahren, spürten die Frauen der Bäuerinnenorganisation, dass zwar viele den LFI-Lehrgang “Professionelle Vertretungsarbeit im ländlichen Raum“ absolviert hatten, die Bäuerinnen jedoch nicht genug in den Gremien vertreten sind. Und so wurde gemeinsam mit den Landwirtschaftskammern die “Charta für partnerschaftliche Interessenvertretung“ aus der Taufe gehoben.
Ein Thema, das in den letzten Jahren immer stärker wurde, ist der Dialog mit der Gesellschaft. Die Bäuerinnenorganisation erreicht seit 2014 mit Aktionstagen in Volkschule und Pädagogischen Hochschulen jährlich bis zu 40.000 Kinder und Pädagog*innen. 315 aktive Seminarbäuerinnen sprechen (in Nicht-Corona-Jahren) jährlich mehr als 183.000 Menschen bei Workshops in Schulen, bei Kochseminaren, bei Supermarkteinsätzen und auf Messen an. Und die 417 “Schule am Bauernhof“-Betriebe zeigen mehr als 14.000 Kinder und Jugendliche auf ihren Betrieben, wie österreichische Land- und Forstwirtschaft betrieben wird.
Die inhaltlichen Schwerpunkte haben sich entsprechend den jeweiligen Anforderungen verändert, und trotzdem sind die Wurzeln und Werte die gleichen geblieben. “Wir Bäuerinnen stehen schon immer für die Stärkung der persönlichen und beruflichen Kompetenz, für eine verantwortungsvolle Produktion in ihrer nachhaltigen Vielfalt, fördern und führen den Dialog mit der Gesellschaft und positionieren und vertreten die Interessen aller Frauen in der Land- und Forstwirtschaft“, betont die aktuelle Bundesbäuerin, Irene Neumann-Hartberger.
In den 1970er-Jahren stand die betriebliche und persönliche Bildung der Frauen im Mittelpunkt. Schnell war klar, dass man eine Studie durchführen muss, um zielgruppenorientierte Bildungs- und Beratungsangebote zu entwickeln, und so wurde 1976 die erste Bäuerinnenstudie durchgeführt. Seit damals wird immer in 10-Jahresschritten evaluiert, wie es den Frauen auf den Höfen geht.
In den 1980er-Jahren wurden die Forderung nach einem Karenzgeld für Bäuerinnen, einer Pensionsabsicherung und weitere sozialrechtlichen Absicherungen immer lauter und vehementer.
Die 1990er-Jahre mit dem Beitritt zur EU standen unter dem Thema der Professionalisierung der betrieblichen Dienstleistungen. Diversifizierungen wie Direktvermarktung, Urlaub am Bauernhof, Buschenschank, Seminarbäuerinnen, Schule am Bauernhof, Green Care oder auch Kompostbereitung wurden durch Bäuerinnen auf die Höfe gebracht und durch Aus- und Weiterbildungen professionell vorangetrieben.
Die 2000er-Jahre sind gezeichnet durch Entkoppelung der Prämien, Investitionsschüben auf den Höfen und damit einhergehend auch die Abhängigkeiten von Kreditinstituten. In keinem anderen Wirtschaftszweig ist Betrieb und Leben der Unternehmerfamilie so eng verquickt wie in der Land- und Forstwirtschaft. Generationenkonflikte, Hofübergabe und partnerschaftliche Probleme wurden deutlich, und auf Initiative der Bäuerinnen wurde das Projekt “Lebensqualität Bauernhof“ bundesweit ausgerollt.
Ein wichtiges Thema war auch die Forderung nach mehr Mitsprache. 2007 war die Geburtsstunde des ZAMm Lehrgangs mit nunmehr fast 400 Absolventinnen. In den 2010er-Jahren, spürten die Frauen der Bäuerinnenorganisation, dass zwar viele den LFI-Lehrgang “Professionelle Vertretungsarbeit im ländlichen Raum“ absolviert hatten, die Bäuerinnen jedoch nicht genug in den Gremien vertreten sind. Und so wurde gemeinsam mit den Landwirtschaftskammern die “Charta für partnerschaftliche Interessenvertretung“ aus der Taufe gehoben.
Ein Thema, das in den letzten Jahren immer stärker wurde, ist der Dialog mit der Gesellschaft. Die Bäuerinnenorganisation erreicht seit 2014 mit Aktionstagen in Volkschule und Pädagogischen Hochschulen jährlich bis zu 40.000 Kinder und Pädagog*innen. 315 aktive Seminarbäuerinnen sprechen (in Nicht-Corona-Jahren) jährlich mehr als 183.000 Menschen bei Workshops in Schulen, bei Kochseminaren, bei Supermarkteinsätzen und auf Messen an. Und die 417 “Schule am Bauernhof“-Betriebe zeigen mehr als 14.000 Kinder und Jugendliche auf ihren Betrieben, wie österreichische Land- und Forstwirtschaft betrieben wird.
Die inhaltlichen Schwerpunkte haben sich entsprechend den jeweiligen Anforderungen verändert, und trotzdem sind die Wurzeln und Werte die gleichen geblieben. “Wir Bäuerinnen stehen schon immer für die Stärkung der persönlichen und beruflichen Kompetenz, für eine verantwortungsvolle Produktion in ihrer nachhaltigen Vielfalt, fördern und führen den Dialog mit der Gesellschaft und positionieren und vertreten die Interessen aller Frauen in der Land- und Forstwirtschaft“, betont die aktuelle Bundesbäuerin, Irene Neumann-Hartberger.
Die Bundesbäuerinnen seit Gründung der ARGE Österreichische Bäuerinnen
- Helga Wieser (Salzburg) 1972 bis 1986
- Maria Stangl (Steiermark) 1986 bis 1991
- Aloisia Fischer (Salzburg) 1991 bis 2006
- Theresia Schiffmann (Tirol) 2006 bis 2008
- Anna Höllerer (Niederösterreich) 2008 bis 2013
- Andrea Schwarzmann (Vorarlberg) 2013 bis 2021
- Irene Neumann-Hartberger (Niederösterreich) seit 2021
Einladung zum Bundesbäuerinnentag 2022
Alle Bäuerinnen sind herzlich eingeladen, sich am Bundesbäuerinnentag in Vösendorf über Zukunftsthemen betreffend Landwirtschaft und Gesellschaft zu informieren, mit Berufskolleginnen zu diskutieren und sich zu vernetzten.
- Montag, 25. April und Dienstag, 26. April 2022
- Eventhotel Pyramide & Congress Center Vösendorf
- Tagungsbeitrag: 55 Euro (gefördert; unter Angabe einer gültigen Betriebsnummer) oder 100 Euro (ungefördert)
- Anmeldung ist bis 3. April hier.