Wertschätzung versus "Nix gesagt ist gelobt genug!“
Soviel wird über Wertschätzung geredet: Wir wünschen sie uns sowohl für unsere Produkte als auch für uns als Bäuerinnen und Bauern. Und wie ist es mit der Wertschätzung untereinander bestellt?
Wer in Österreich nach dem Thema Wertschätzung sucht, kommt an ihm nicht vorbei: Dr. Reinhard Haller, Psychotherapeut, Psychiater und Autor einiger renommierter Werke, setzt sich unter anderem auch mit diesem Thema auseinander. In einem Interview gibt uns Haller folgende Gedanken mit:
Herr Haller, zu Beginn möchte ich Sie fragen, warum Sie die Notwendigkeit für mehr Wertschätzung gerade heutzutage sehen?
A: Jeder Mensch hat ein tief verwurzeltes Bedürfnis nach Wertschätzung. Jeder von uns möchte Anerkennung, Respekt und Lob erfahren. Wertschätzung ist der wichtigste Verstärkungs- und Motivationsfaktor, der leider viel zu wenig genutzt wird, gerade in der heutigen Zeit. Dies hat zu tun mit dem verbreiteten gesellschaftlichen Narzissmus, durch welchen die ganze Wertschätzung für die eigene Person verbraucht wird. Aber auch die Digitalisierung der Emotionalität - Stichwort "Maske der Coolness" - spielt eine Rolle. Zudem scheinen die heutigen Menschen keine Wertschätzungs-Kompetenz zu besitzen, d.h., sie können nicht mehr richtig loben.
In Ihrem Buch "Das Wunder der Wertschätzung“ sprechen Sie von Stufen der Wertschätzung und sehen die oberste Stufe als die der Liebe. Ist Liebe also eine hohe Kunst Ihrer Meinung nach?
A: Wertschätzung fällt in dieselbe emotionale Kategorie wie Liebe, ist aber nicht ganz so hoch anzusiedeln. Wertschätzung setzt Achtsamkeit, Toleranz und Respekt vor Mensch und Natur sowie positive Zuwendung zur gesamten Schöpfung voraus. Höher als Wertschätzung ist das Vertrauen anzusiedeln, das man aber nur zu einer beschränkten Zahl von vertrauten Personen haben kann, und die Liebe, welche man wahrscheinlich nur wenigen Menschen entgegenbringen und nur - wenn man Glück hat - genügend empfangen kann.
In Interviews wie auch in Ihrem Buch machen Sie gerne darauf aufmerksam, dass ein Fehlen der Wertschätzung durchaus krank machen kann, wie erklären Sie sich das?
A: Da der Mensch ein liebebedürftiges Wesen ist, ist er immer auf der Suche nach Anerkennung und Wertschätzung. Wird ihm diese nicht gegeben, wird er sich noch mehr anstrengen, um sie zu erhalten. Wenn er dann immer wieder durch vorenthaltenes Lob frustriert wird, gerät er zwangsläufig in den Zustand der Resignation und psychischen Erschöpfung. Dies nennt man dann Burnout, eine Störung, die heute die häufigste psychische Diagnose überhaupt ist.
Im Zusammenhang mit Kränkung erwähnen Sie auch, dass Schweigen nicht immer gleich Gold ist - wie das?
A: Schweigen kann ehrfurchtsvoll, andächtig, kreativ, beredt und meditativ sein. Schweigen kann aber auch - so paradox dies klingt - ein sehr aggressives Verhalten sein. Durch "Anschweigen" des Mitmenschen will man diesem signalisieren, dass er kein Wort mehr wert sei, ja dass er gar nicht mehr existiert. Dies wird als sehr kränkend erlebt und führt zu negativen Fantasien. Mit eigenem Schweigen drückt man aus, dass man tief getroffen ist, dass es einem die Sprache verschlagen hat oder dass man nichts mehr zu sagen hat. In mindestens 30% der Beziehungen gehört derart destruktives Schweigen zur Tagesordnung.
Aggressionen, Narzissmus und Burnout sind aus unserem Alltag kaum noch wegzudenken und füllen zunehmend die Medien. Wie kann Wertschätzung hier eingesetzt werden?
A: Jeder Mensch, wo immer er steht, muss davon ausgehen, dass seine Mitmenschen von ihm Anerkennung und Lob erwarten. Die Menschen müssen wieder fähig sein, individuelles und originelles Lob zu geben. In Politik und Medien wäre es wichtig, auf Radikalsprache zu verzichten und wieder mehr die empathische Seite der Leser, Hörer und Mitbürger anzusprechen.
Wer sich vertiefter mit Wertschätzung beschäftigen möchte, dem empfehlen wir sein Buch "Das Wunder der Wertschätzung“.
A: Jeder Mensch hat ein tief verwurzeltes Bedürfnis nach Wertschätzung. Jeder von uns möchte Anerkennung, Respekt und Lob erfahren. Wertschätzung ist der wichtigste Verstärkungs- und Motivationsfaktor, der leider viel zu wenig genutzt wird, gerade in der heutigen Zeit. Dies hat zu tun mit dem verbreiteten gesellschaftlichen Narzissmus, durch welchen die ganze Wertschätzung für die eigene Person verbraucht wird. Aber auch die Digitalisierung der Emotionalität - Stichwort "Maske der Coolness" - spielt eine Rolle. Zudem scheinen die heutigen Menschen keine Wertschätzungs-Kompetenz zu besitzen, d.h., sie können nicht mehr richtig loben.
In Ihrem Buch "Das Wunder der Wertschätzung“ sprechen Sie von Stufen der Wertschätzung und sehen die oberste Stufe als die der Liebe. Ist Liebe also eine hohe Kunst Ihrer Meinung nach?
A: Wertschätzung fällt in dieselbe emotionale Kategorie wie Liebe, ist aber nicht ganz so hoch anzusiedeln. Wertschätzung setzt Achtsamkeit, Toleranz und Respekt vor Mensch und Natur sowie positive Zuwendung zur gesamten Schöpfung voraus. Höher als Wertschätzung ist das Vertrauen anzusiedeln, das man aber nur zu einer beschränkten Zahl von vertrauten Personen haben kann, und die Liebe, welche man wahrscheinlich nur wenigen Menschen entgegenbringen und nur - wenn man Glück hat - genügend empfangen kann.
In Interviews wie auch in Ihrem Buch machen Sie gerne darauf aufmerksam, dass ein Fehlen der Wertschätzung durchaus krank machen kann, wie erklären Sie sich das?
A: Da der Mensch ein liebebedürftiges Wesen ist, ist er immer auf der Suche nach Anerkennung und Wertschätzung. Wird ihm diese nicht gegeben, wird er sich noch mehr anstrengen, um sie zu erhalten. Wenn er dann immer wieder durch vorenthaltenes Lob frustriert wird, gerät er zwangsläufig in den Zustand der Resignation und psychischen Erschöpfung. Dies nennt man dann Burnout, eine Störung, die heute die häufigste psychische Diagnose überhaupt ist.
Im Zusammenhang mit Kränkung erwähnen Sie auch, dass Schweigen nicht immer gleich Gold ist - wie das?
A: Schweigen kann ehrfurchtsvoll, andächtig, kreativ, beredt und meditativ sein. Schweigen kann aber auch - so paradox dies klingt - ein sehr aggressives Verhalten sein. Durch "Anschweigen" des Mitmenschen will man diesem signalisieren, dass er kein Wort mehr wert sei, ja dass er gar nicht mehr existiert. Dies wird als sehr kränkend erlebt und führt zu negativen Fantasien. Mit eigenem Schweigen drückt man aus, dass man tief getroffen ist, dass es einem die Sprache verschlagen hat oder dass man nichts mehr zu sagen hat. In mindestens 30% der Beziehungen gehört derart destruktives Schweigen zur Tagesordnung.
Aggressionen, Narzissmus und Burnout sind aus unserem Alltag kaum noch wegzudenken und füllen zunehmend die Medien. Wie kann Wertschätzung hier eingesetzt werden?
A: Jeder Mensch, wo immer er steht, muss davon ausgehen, dass seine Mitmenschen von ihm Anerkennung und Lob erwarten. Die Menschen müssen wieder fähig sein, individuelles und originelles Lob zu geben. In Politik und Medien wäre es wichtig, auf Radikalsprache zu verzichten und wieder mehr die empathische Seite der Leser, Hörer und Mitbürger anzusprechen.
Wer sich vertiefter mit Wertschätzung beschäftigen möchte, dem empfehlen wir sein Buch "Das Wunder der Wertschätzung“.
Wie können wir es nun schaffen, mehr Wertschätzung im Alltag einzubauen? Mit den folgenden kleinen Tipps schaffen Sie es, auch im bäuerlichen Familienunternehmen ein wertschätzendes Klima zu gestalten.
Tipp 1 Reden ist Gold!
Schon lange fühlt man sich von einem Mitarbeiter, Familienmitglied oder dem Vorgesetzten nicht wertgeschätzt und es kann dazu kommen, dass man dem Gegenüber einfach aus dem Weg geht. Die Wortlosigkeit, die im Raum steht, bietet viel Platz für Spekulation, wie bereits Dr. Haller im Interview erwähnt. Deshalb gilt: Reden ist Gold! Sprechen Sie auch unangenehme Dinge an. Je länger bereits geschwiegen wurde, desto mehr an Emotionen kann sich natürlich auch angestaut haben. Daher achten Sie auch darauf, WIE Sie die Botschaft rüberbringen.
Tipp 2 Der Ton mach die Musik
Versuchen Sie beim Äußern von Kritik nicht auf Angriff zu gehen, sondern schildern Sie, wie Sie sich fühlen, wenn Ihr Gegenüber mit Ihnen kommuniziert oder eben zu wenig kommuniziert. Statt "Immer wirfst du mir vor langsam zu arbeiten, dabei weißt du gar nicht was ich sonst noch zu tun habe!" könnte man beispielsweise auch sagen: "Wenn etwas nicht im geplanten Zeitraum passiert, versuche ich immer mein bestes und fühle mich dann mit meinen anderen Aufgaben nicht ernstgenommen. Wenn mir dies vorgeworfen wird, stresst mich das zusätzlich. Am besten wir legen längere Zeiträume für die Aufgaben fest oder bereden uns zuvor, damit jeder weiß, was ein realistisches Ziel ist."
Der Betroffene macht so zugleich einen Vorschlag, wie man zukünftig anders agieren könnte. Das kann den wahrgenommenen Angriff entschärfen und das Gegenüber hat zugleich eine Möglichkeit, sich künftig anders zu verständigen.
Tipp 3 Richtig loben
Individuell und originell loben - wie das geht? Versuchen Sie, die Talente Ihrer Mitarbeiter zu erkennen und sie in ihren Stärken zu stärken. Statt "Du bist ein toller Mitarbeiter" könnte man die spezielle Aufgabe und Art der Ausführung des Mitarbeiters loben - "Wie du den Hofladen täglich gestaltest, das kann dir so schnell niemand nachmachen. Sehr ordentlich und immer neue Ideen!" Natürlich braucht es mehr Zeit und Gedanken für solches Lob, es gilt jedoch: "Weniger ist mehr". Und statt vielen einfachen Phrasen lohnt es sich, für ein wertschätzendes Klima individuelles und originelles Lob anzubringen.
Tipp 4 Ein wertschätzendes Klima
Nicht nur Lob und Kritik sind Themen der Wertschätzung. Wertschätzung umfasst auch kleine Dinge, wie ein "Danke" und ein "Bitte", und den einen oder anderen Kaffee und Kuchen zur Feier eines Erfolgs. Solch scheinbar banale Dinge helfen, das Klima für alle angenehmer zu gestalten.
Schon lange fühlt man sich von einem Mitarbeiter, Familienmitglied oder dem Vorgesetzten nicht wertgeschätzt und es kann dazu kommen, dass man dem Gegenüber einfach aus dem Weg geht. Die Wortlosigkeit, die im Raum steht, bietet viel Platz für Spekulation, wie bereits Dr. Haller im Interview erwähnt. Deshalb gilt: Reden ist Gold! Sprechen Sie auch unangenehme Dinge an. Je länger bereits geschwiegen wurde, desto mehr an Emotionen kann sich natürlich auch angestaut haben. Daher achten Sie auch darauf, WIE Sie die Botschaft rüberbringen.
Tipp 2 Der Ton mach die Musik
Versuchen Sie beim Äußern von Kritik nicht auf Angriff zu gehen, sondern schildern Sie, wie Sie sich fühlen, wenn Ihr Gegenüber mit Ihnen kommuniziert oder eben zu wenig kommuniziert. Statt "Immer wirfst du mir vor langsam zu arbeiten, dabei weißt du gar nicht was ich sonst noch zu tun habe!" könnte man beispielsweise auch sagen: "Wenn etwas nicht im geplanten Zeitraum passiert, versuche ich immer mein bestes und fühle mich dann mit meinen anderen Aufgaben nicht ernstgenommen. Wenn mir dies vorgeworfen wird, stresst mich das zusätzlich. Am besten wir legen längere Zeiträume für die Aufgaben fest oder bereden uns zuvor, damit jeder weiß, was ein realistisches Ziel ist."
Der Betroffene macht so zugleich einen Vorschlag, wie man zukünftig anders agieren könnte. Das kann den wahrgenommenen Angriff entschärfen und das Gegenüber hat zugleich eine Möglichkeit, sich künftig anders zu verständigen.
Tipp 3 Richtig loben
Individuell und originell loben - wie das geht? Versuchen Sie, die Talente Ihrer Mitarbeiter zu erkennen und sie in ihren Stärken zu stärken. Statt "Du bist ein toller Mitarbeiter" könnte man die spezielle Aufgabe und Art der Ausführung des Mitarbeiters loben - "Wie du den Hofladen täglich gestaltest, das kann dir so schnell niemand nachmachen. Sehr ordentlich und immer neue Ideen!" Natürlich braucht es mehr Zeit und Gedanken für solches Lob, es gilt jedoch: "Weniger ist mehr". Und statt vielen einfachen Phrasen lohnt es sich, für ein wertschätzendes Klima individuelles und originelles Lob anzubringen.
Tipp 4 Ein wertschätzendes Klima
Nicht nur Lob und Kritik sind Themen der Wertschätzung. Wertschätzung umfasst auch kleine Dinge, wie ein "Danke" und ein "Bitte", und den einen oder anderen Kaffee und Kuchen zur Feier eines Erfolgs. Solch scheinbar banale Dinge helfen, das Klima für alle angenehmer zu gestalten.