Worte mit Wirkung - oder: "Nicht g’schimpft ist g‘lobt genug"
Unsere Sprache hat eine überaus große Macht und kann beeinflussen, wie wir die Welt sehen. Jedes Wort wird im Gehirn mit Bildern verknüpft. Diese sehen wir vor unserem inneren Auge und verbinden sie mit dem Gesagten. Was in den meisten Fällen hilfreich ist und zu einem tieferen Verständnis führt, hat aber auch eine Kehrseite: Wörter können verletzen.
Auf der persönlichen Ebene
sind die Auswirkungen von
Betonung und Formulierung
("Wording") deutlich zu erkennen.
Ein Beispiel: Die Tochter
übernimmt spontan das Melken,
damit die beiden Betriebsführenden
ausschlafen können.
Ein ehrliches und bestätigendes "Danke dir! Das hat uns gut getan" erzeugt eine andere Wirkung als "Siehst, wir machen das jeden Tag". Obwohl Zweites nicht unbedingt böse gemeint ist, wird es anders ankommen. Formulierungen entscheiden, ob sich das Gegenüber respektiert und wahrgenommen fühlt. Ein einfaches "Dankeschön" kommt oft schwer über die Lippen - sehr schade! Den absoluten Klassiker in dieser Hinsicht findet man in Oberösterreich: Die Aussage "Nicht g’schimpft ist g‘lobt genug" ist ein Paradebeispiel für die Macht von Formulierungen. Dieser Satz sollte spätestens am Ende des Artikels aus unserem Kopf gestrichen sein.
Ein ehrliches und bestätigendes "Danke dir! Das hat uns gut getan" erzeugt eine andere Wirkung als "Siehst, wir machen das jeden Tag". Obwohl Zweites nicht unbedingt böse gemeint ist, wird es anders ankommen. Formulierungen entscheiden, ob sich das Gegenüber respektiert und wahrgenommen fühlt. Ein einfaches "Dankeschön" kommt oft schwer über die Lippen - sehr schade! Den absoluten Klassiker in dieser Hinsicht findet man in Oberösterreich: Die Aussage "Nicht g’schimpft ist g‘lobt genug" ist ein Paradebeispiel für die Macht von Formulierungen. Dieser Satz sollte spätestens am Ende des Artikels aus unserem Kopf gestrichen sein.
Vier-Seiten-Modell: Vier Ohren hören mit
Durch unterschiedliche Betonung
kann ein und derselbe
Satz unterschiedlich gemeint
und interpretiert werden.
Laut dem Vier-Seiten-Modell
nach Schulz von Thun, mit
dem die meisten Missverständnisse
und Formulierungsprobleme
erklärt werden können,
sind vier Ebenen von Bedeutung:
Bei der Sachebene geht es um
Zahlen und Fakten wie etwa
"Der Altbauer arbeitet täglich
am Hof mit." Wenn die Bäuerin
erzählt, dass "der Altbauer
täglich am Hof mitarbeitet",
bewegen wir uns auf der Selbstoffenbarungsebene.
Die Betonung
von "täglich" könnte
auf Frust über die Mitarbeit
schließen lassen. Diese Ebene
sagt viel über die Ansichten des
Sprechers aus. Die Beziehungsebene
spiegelt sich vor allem
in der Körpersprache wider.
Wenn die Bäuerin stolz sagt,
dass der Altbauer täglich mitarbeitet,
sieht man die gute Beziehung
zueinander und dass
sie sich über die Hilfe freut.
Überdies gibt es die Appellebene:
Wenn die Bäuerin ihrem
Sohn erklärt, dass "der Altbauer
täglich mitarbeitet", dann
meint sie womöglich: "Das
solltest du aber auch tun!" Diese
vier Ebenen sind immer vorhanden,
und wenn das Gesagte
von allen richtig eingeordnet
wird, kann Missverständnissen
vorgebeugt werden. Also gut
einprägen und beim nächsten
Gespräch im Hinterkopf
behalten!
Wirkungsvolle Worte finden
Ein geschärftes Bewusstsein
um die verschiedenen
Ohren in der Kommunikation
ist bereits die halbe
Miete. Die andere Hälfte
ergibt sich durch eine einfache
Übung: Versuche, jeden
Tag jemandem ein ehrliches
Kompliment oder
Lob auszusprechen. Günstig
ist es, statt "Gut, dass
der Geschirrspüler schon
ausgeräumt ist" persönliche
Formulierungen zu verwenden
- wie etwa "Danke,
dass du den Geschirrspüler
ausgeräumt hast" oder "Es
hilft mir sehr, dass du daran
gedacht hast". Innerhalb
einer Woche bemerkt man,
dass die Missverständnisse
weniger und die Beziehungen
am Hof gestärkt werden.
Und vielleicht kommt
auch ein kleines Kompliment
zurück. Das wäre
doch was!
Wichtig ist: Worte können verletzen oder trösten. An manche Formulierungen erinnert man sich sein ganzes Leben lang. Daher ist der bewusste Umgang mit der Sprache ein wichtiger Schritt hin zu einem gelungenen Miteinander am Hof.
Wichtig ist: Worte können verletzen oder trösten. An manche Formulierungen erinnert man sich sein ganzes Leben lang. Daher ist der bewusste Umgang mit der Sprache ein wichtiger Schritt hin zu einem gelungenen Miteinander am Hof.
Hilfe steht bereit!
Wenn das Zusammenleben
nicht mehr so klappen will, gibt
es Unterstützung: "Lebensqualität
Bauernhof" (LQB) ist die
Anlaufstelle für die persönlichen
Sorgen in der Landwirtschaft
und umfasst das Bäuerliche
Sorgentelefon, psychosoziale
Beratung und Bildungsangebote.
Das Team von "Lebensqualität
Bauernhof" ist bundesweit
für Bäuerinnen und Bauern da,
wenn Hilfe benötigt wird, wie
z.B. bei Konflikten bei der Hofübergabe/-
hofübernahme oder
im familiären Umfeld. Diese
niederschwellige Unterstützung
für Betroffene wurde allein im
Vorjahr 875-mal genutzt und
ist seit ihrem Bestehen mehr
als 10.000-mal in Anspruch genommen
worden. Im Nationalrat
wurde kürzlich einstimmig beschlossen,
dass das "Bäuerliche
Sorgentelefon" und weitere
Beratungsangebote im Rahmen
des Projekts "Lebensqualität
Bauernhof" ausgebaut werden.